Wie lange ist Wein haltbar? Der ultimative Guide
Wann soll der Wein genossen werden? Welches Geschmackserlebnis suche ich, sobald der Korken gezogen wurde? Und welche Tropfen sind überhaupt zum Altern konzipiert? Unser Guide rund ums Thema Lagerungspotenzial, Reife und Co.
Von Bordeaux über die Bourgogne bis hin zum norditalienischen Piemont: Die edelsten Juwelen der Weinwelt sind Synonym für Altersfähigkeit. Aber warum ist das eigentlich so? Und was genau macht diese gereiften Tropfen so besonders?
Die perfekte Reife – eine Wissenschaft für sich
Es gibt Weine, die man erst nach 10, 20 oder gar noch mehr Jahren der Reifung trinken sollte. In diesen Fällen sprechen wir natürlich nicht von Einsteigerweinen, sondern von den Schätzen der Fine-Wine-Welt aus Italien, USA und natürlich Frankreich. An dieser Stelle sei angemerkt, dass die Franzosen sogar eine eigene Vokabel für ihre langlebigsten Tropfen haben: hierzulande spricht man von Vin de Garde.
Zum einen spielen Alkohol-, Säure-, Tannin- und Zuckergehalt eine zentrale Rolle für das Lagerungspotenzial. Ebenso sind bestimmte Rebsorten besser zur Herstellung lagerfähiger Tropfen geeignet. Auch die Weinherstellungsmethode wirkt sich maßgeblich auf die Alterungsfähigkeit der Nektare aus - der Ausbau im Holzfass kann diese mitunter erheblich erhöhen.
Kurz: Die Sache mit der Reife ist eine komplexe Frage, die unterschiedlichsten Faktoren spielen hier mit – und nicht nur Laien sind regelmäßig mit der Reifefrage überfordert. Dieser Haltbarkeitsguide soll Abhilfe schaffen!
Je älter, umso besser?
So abgedroschen das an dieser Stelle klingen mag: Zeit ist ein wertvolles Gut. Dass verwandte Begriffe wie „Alter“ oder „Reife“ insbesondere in der Fine-Wine-Szene durchweg positiv anmuten, ist natürlich kein Zufall: Ob im Weinberg oder während der Herstellung - ein edler Wein braucht neben Handwerkskunst und Savoir-faire vor allem eines: Zeit. Was natürlich längst nicht heißt, dass jeder gute Wein zum Altern gemacht ist und sofort trinkbare Exemplare gezwungenermaßen gleichbedeutend für mittelprächtige Supermarktweine sind, was das Haltbarkeitsthema wiederrum nicht einfacher macht. Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass kein Haltbarkeitsdatum auf Weinflaschen vermerkt ist.
Rotwein vs Weißwein: Die verschiedenen Weinarten unter der Lupe
Alterungsfähigkeit von Rotwein
Weine aus wärmeren Klimazonen eignen sich tendenziell gut zum Aufbewahren. So verfügen insbesondere hochwertige rote Tropfen aus Frankreich, Italien, Australien und Kalifornien über ein gutes Lagerpotenzial.
Rote Rebsorten mit herausragendem Alterungspotenzial
Cabernet Sauvignon
Als natürlicher Nachkömmling von Cabernet Franc und Sauvignon Blanc wird die Cabernet Sauvignon-Traube für ihre intensive Farbe, ihr reichhaltiges Geschmacksprofil – und nicht zuletzt für ihre Langlebigkeit geschätzt. Ob vom linken Bordeaux-Ufer oder aus dem kalifornischen Napa Valley: Ein im Holzfass ausgebauter Cabernet Sauvignon gewinnt im Alter an Trinkfreude: So werden die Gerbstoffe von einem Bordeaux-Rotwein mit fortschreitender Reife weicher. Auch die Farbe und die Textur entwickeln sich mit den Jahren weiter - zum Positiven.
Gute Cabernet Sauvignons wie die Bordeaux Grands Crus aus Pauillac, Margaux oder dem Haut-Médoc können mitunter 20 Jahre im persönlichen Weinkeller ausharren, bis sie ihr gesamtes Potenzial vollständig entwickeln.
Pinot Noir (Spätburgunder)
Mit ihrem schwachen Tanningehalt und ihrer rubinroten Farbe hat die rote Edelrebe aus dem französischen Burgund auf dem ersten Blick erstmal wenig mit dem typischen Bordelaiser Vin de Garde gemeinsam. Und dennoch: Die Pinot Noirs aus der Côtes des Nuit gehören zu den langlebigsten Tropfen, die Frankreich zu bieten hat - und zu den kostbarsten: Die edlen roten Burgunder aus den burgundischen Spitzen-Appellationen wie Romanée-Conti, Gevrey-Chambertin und Co. erzielen regelmäßig Rekordpreise.
Was den Tropfen aus dem Burgund ihr immenses Alterungspotenzial verleiht? Ihr hoher Säureanteil. Und nicht zuletzt der in der Bourgogne übliche Ausbau im alten Holzfass.
Syrah
Ursprünglich aus Persien stammend, hat die Syrah-Traube ein großes Alterungspotenzial und zeigt Noten von Vanille, Gewürzen und kandierten roten Früchten. Je nach Anbaugebiet und Herstellungsmethode fällt ein Syrah-Rotwein im Geschmacksprofil unterschiedlich aus. So zeichnet sich ein typischer Syrah Rotwein aus dem südfranzösischen Rhône-Tal zeichnet sich durch gourmandige Aromen von Lakritz, Teer und schwarzem Pfeffer aus.
Vom südfranzösischen Château de Beaucastel Châteauneuf-du-Pape Blend bis zum reinsortigen Weltklasse-Shiraz vom Top-Produzenten Penfolds: die rote Traube ist weltweit Synonym für Langlebigkeit.
Nebbiolo
Nebbiolos gehören zu den am langsamsten reifenden Weinen der Welt. Neben den anspruchsvollen Anbau- und Bodenbedingungen wirkt sich das natürlich auch auf den Preis aus, der für einen lange gereiften Barolo Rotwein hoch ausfallen kann. Doch Ausnahme-Qualität und (extrem) hoher Genussfaktor haben bekanntlich ihren Preis.
Junge, preisgünstigere Nebbiolo-Weine tendieren hingegen zu einem säure- und tanninlastigen Ergebnis, wenn auch dank neuer Maischetechniken und Ausbaumethoden inzwischen gelegentlich unkomplizierte, fruchtig-frische, absolut trinkbare Weine produziert werden.
Touriga Nacional
Die Top-Rebsorte Portugals gilt als die edelste Traube für die Herstellung von Vintage Ports, die Synonym für Langlebigkeit sind. Aber neben dem Portwein prägt sie auch die wichtigsten trockenen Rotweine des Landes, insbesondere jene aus dem Douro-Tal und Dão. Dank ihrer intensiven Tanninstruktur und der Konzentration an Aromen sind Weine aus Touriga Nacional oft sehr gut für längere Lagerzeiten geeignet. Sie entwickeln mit der Zeit eine größere Komplexität und weisen oft eine verbesserte Integration von Aromen und eine größere Rundheit auf.
Alterungspotenzial von trockenem Weißwein
Trocken ausgebaute Weiße haben ein niedrigeres Lagerpotenzial als ihre roten Cousins. Einige weiße Rebsorten haben allerdings ein höheres Lagerungspotenzial als andere:
Chardonnay
Chardonnay ist die vielseitigste und am weitesten verbreitete Sorte und erbringt vollmundige Tropfen, die alle einen einzigartigen Stil aufweisen. In Eichenfässern gereifte Burgunder Chardonnays wie jene aus der Spitzenappellation Meursault können je nach Produzent stolze 20 Jahre gelagert werden und entwickeln sich wunderschön im Alter.
Sémillon
Die Sémillon-Rebe wird im Bordelais mit Sauvignon Blanc verschnitten. Das Ergebnis sind hochwertige Bordeaux Blancs Secs, die 5 bis 10 Jahre ruhen können, bevor sie ihre nussig-gourmandigen Aromen vollständig entfalten.
Riesling und Chenin Blanc
Die deutsche Königsrebe ist für ihr erfrischend-aromatisches Geschmacksprofil berühmt. Die Riesling-Traube fühlt sich in der Mosel besonders wohl, genießt aber auch das trocken-sonnige Klima im französischen Elsass. Ähnlich wie der Chenin Blanc zeichnet sich ein Riesling durch seinen hohen Säureanteil aus, was die Alterungsfähigkeit dieser Tropfen erhöht. Werden diese in Holz ausgebaut, können sie mehrere Jahre im Keller verweihlen.
Wie gut altert Roséwein?
Rosés sollten tendenziell eher jung genossen werden: Die Farbe beginnt sich innerhalb eines Jahres zu verändern, und die frischen, knackigen Aromen und Geschmacksnoten, die wir von einem Roséwein erwarten, beginnen zu verblassen.
Anderes gilt für die Spitzenrosés: Die gereiften Rosés aus den renommierten südfranzösischen Rosé-Appellationen wie Bandol, Tavel oder die Côte de Provence entfalten sich mitunter wunderbar im Alter. Allen voran die Tropfen der Top-Erzeuger wie Domaines Ott oder Château d'Esclans, die auf die Produktion von hochwertigen Rosés spezialisiert sind.
Die südfranzösische Rebsorte Mourvèdre ist bekannt für ihr hohes Alterungspotenzial. Ursprünglich aus Spanien stammend, entwickelt sich diese Sorte in ihrer Jugend „geschlossen“ und entwickelt im Laufe der Zeit eine anmutige Reife.
Wie viele Jahre hält sich Wein? Das FAQ
Allgemein gilt, dass hochwertige rote Tropfen das größte Lagerpotential haben, oft 10 Jahre oder mehr. Rosé-und Weißwein haben in der Regel eine kürzere Lebensdauer - abgesehen von edelsüßen Spitzenweinen wie Sauternes und Co, die problemlos mehrere Jahrzehnte gelagert werden können. Nicht zuletzt hängt die Genießbarkeit einer Weinflasche auch von der richtigen Lagerung und der Flaschengröße ab.
Wie lange ist eine geöffnete Flasche Wein haltbar?
Nach dem Öffnen einer Weinflasche beginnt die Uhr zu ticken. Rote Tropfen halten sich im Allgemeinen 3-5 Tage, während Weiß- und Roséweine etwa 3 Tage genießbar sind. Der Schlüssel zur Verlängerung der Haltbarkeit geöffneter Weine liegt darin, sie kühl und luftdicht zu lagern.
Die Sache mit dem Sauerstoff
Es ist eine komplexe Beziehung: Sauerstoff ist für das Leben des Weins entscheidend, aber ebenso für das Geschmackserlebnis des Weinfreunds. Wenn eine Flasche geöffnet wird und ein Weinrest verbleibt, können zwei Dinge geschehen:
So mancher Rotwein profitiert von einer längeren Sauerstoff-Zufuhr: Manche Exemplare entwickeln reifere Aromen, ihre Tannine treten stärker hervor. Diese Oxidation kann man auch absichtlich herbeiführen, indem man den Wein in eine Karaffe füllt oder einen Weinbelüfter verwendet. Aber Achtung: Nach drei bis sechs Tagen im Kühlschrank kann die Oxidation so weit fortschreiten, dass der Wein seinen Geschmack verliert.
Manche Tropfen hingegen vertragen zu viel Sauerstoff überhaupt nicht gut und verlieren schnell nach dem Öffnen ihr Aroma. Ein sauerstoffdichter Verschluss kann da für ein paar Tage ein praktisches Hilfsmittel darstellen.
Wie lange ist geöffneter Wein im Kühlschrank haltbar?
Die Lagerung im Kühlschrank kann die Haltbarkeit geöffneter Weinflaschen verlängern. Rotweine können bis zu einer Woche halten, während Weiß- und Roséweine sogar etwas länger frisch bleiben können. Schaumweine sollten innerhalb von 1-3 Tagen konsumiert werden - die Qualität der beliebten Bläschen geht schnell verloren.
Wie lange ist Wein geschlossen haltbar?
Geschlossene Weinflaschen können, abhängig von Weinart, Rebsorte, Herstellung, Ausbau, Weinregion und nicht zuletzt der Lagerbedingungen viele Jahre genießbar sein. Hochwertige Rotweine aus den Spitzenweinbaugebieten der Welt können oft Jahrzehnte lagern, während die meisten Weißweine am besten innerhalb von einigen Jahren genossen werden.
Wie lange ist Wein in der Flasche haltbar?
Hier spielen sowohl die Flaschengröße als auch die richtige Lagerung eine entscheidende Rolle: Eine kleine Flasche führt zu einer schnelleren Reifung. Nicht umsonst sind Magnum und Co. bei Sammlern edler Tropfen besonders beliebt: Das Großformat führt zu einer langsamen, gleichmäßigen Reifung und erhöht die Langlebigkeit.
Wie lange ist Wein mit Schraubverschluss haltbar?
Weinflaschen mit Schraubverschluss können genauso lange trinkbar sein wie jene mit Korken. Der Vorteil von Schraubverschlüssen liegt in der konsistenten Qualität und dem geringeren Risiko einer Korkkontamination.
Und wie sieht es mit Champagner aus?
Qualität, Lagerung, Flaschengröße …: Die Haltbarkeit von Champagner hängt von den unterschiedlichsten Faktoren ab. Wir verraten Ihnen, wie sich Lagerkonditionen und Qualitätsunterschiede auf die Alterungsfähigkeit der Luxus-Schäumer auswirken.
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