Bordeaux vs. Burgund: Portrait zweier französischer Wein-Legenden

Bordeaux vs. Burgund: Portrait zweier französischer Wein-Giganten

Bordeaux und Burgund zählen zu den Top-Weinregionen der Welt. Sie verkörpern wie kaum eine andere Region das Feinste, was Frankreich zu bieten hat. In ihrer Stilistik könnten die Kultweine allerdings unterschiedlicher kaum sein.

Bordeaux vs. Burgund: Worin unterscheiden sich die berühmtesten Weine Frankreichs?

Château Margaux, Château Haut-Brion, Château Latour, Pétrus, Domaine de la Romanée-Conti … Die Topweingüter aus Bordeaux und dem Burgund sind dank zahlreicher Spitzenbewertungen der internationalen Weinkritik und dem damit einhergehenden Bekanntheitsgrad selbst Gelegenheitstrinkern ein Begriff. Beide Regionen haben maßgeblich zum Renommee Frankreichs auf der internationalen Fine-Wein-Bühne beigetragen und verkörpern den französischen Kultwein par excellence.

Aber bei allen Gemeinsamkeiten steht fest: geschmacklich trennt die beiden Wein-Giganten aus Frankreich mitunter Welten. Und genau das ist es, was die Weingebiete so spannend macht. Wir verraten Ihnen, worin sich die berühmten französischen Weinregionen (am Gaumen) voneinander unterscheiden und was sie zu dem macht, was sie sind: französische Weltklasse.

5 stilprägende Unterschiede unter der Lupe

Rebsorten, Weinbereitungsmethoden, Terroir …: Erfahren Sie, wie sich dieser Mix aus stilprägenden Faktoren auf den jeweiligen Weiß- und Rotwein auswirkt - und weshalb Sie und Ihr Gaumen eventuell eine Vorliebe für die eine oder andere Weinregion haben!

1.) Die Rebsorten

Bordeaux Rotwein: Cabernet Sauvignon und Merlot

Das Bordelais ist für seine Rotwein-Blends aus Cabernet Sauvignon und Merlot bekannt. Aber Bordeaux ist nicht gleich Bordeaux: Je nach Uferseite (in Frankreich spricht man von Rive Gauche und Rive Droite) dominiert entweder die eine oder die andere französische Rotweinsorte, was sich wiederum maßgeblich auf den Stil der Rotweine auswirkt. Am linken Ufer herrscht in der Regel Cabernet-Sauvignon im Wein vor (Fehler: "Cabernet Sauvignon" sollte ohne Bindestrich geschrieben werden). Die Bordeaux-Weine aus Pauillac, Margaux, Saint-Estèphe und Co. zeichnen sich durch kräftige Aromen und Struktur am Gaumen aus. Ein typischer Rotwein vom rechten Ufer (sprich Pomerol und Saint-Émilion) ist dagegen überwiegend Merlot-dominiert, was den edlen Roten eine weichere und zugänglichere Charakteristik verleiht.

Bordeaux Weißwein: Sémillon und Sauvignon Blanc

Das Bordelais ist hauptsächlich für seinen Rotwein berühmt. Aber das südwestfranzösische Weingebiet kann auch mit exzellenten Weißweinen aufwarten. Während der Süßwein Sauternes das Herz von Fine-Wine-Enthusiasten an allen Ecken der Welt höherschlagen lässt, so ist der trockene Bordeaux-Weißwein auf Sauvignon-Blanc-Basis weitaus weniger berühmt. Dabei können sich die Tropfen aus Pessac-Léognan durchaus mit ihren berühmten Kollegen aus den Spitzenappellationen der Loire messen.

Weine aus Burgund: Pinot Noir und Chardonnay

Im Gegensatz zu Bordeaux ist die Bourgogne ebenso für ihre Weißweine wie für ihre Rotweine bekannt, wobei man hier auf reinsortige Weine setzt. Die berühmtesten Weinsorten der Region sind zweifelsohne der Chardonnay und der Pinot Noir, die hier ideale Konditionen vorfinden und ebenso edle wie seltene Tropfen hervorbringen.

Während die Chardonnay-Traube die am häufigsten verwendete und berühmteste weiße Rebsorte der nordfranzösischen Weinbauregion ist, dominiert Pinot Noir die berühmten Burgunder Rotweine der Côte de Nuits. Die anspruchsvolle Edelrebe erzielt besonders in den Premier- und Grand-Cru-Lagen von Vosne-Romanée, Gevrey-Chambertin oder Chambolle-Musigny exzellente Rotweine.

Neben Chardonnay und Pinot Noir kommen auch zwei weniger bekannte Rebsorten zum Einsatz, machen aber einen relativ geringen Anteil im Gesamtrebbestand der Weinregion aus: Die Weißweinsorte Aligoté (6% der Burgunder Rebsorten) und der rote Gamay, der auch im benachbarten Beaujolais Verwendung findet.

2.) Das Geschmacksprofil

Bordeaux Rotwein: kräftig-vollmundige Powerweine

Aromen von dunklen Früchten (Brombeere, Schwarze Johannisbeere), Tabak, Leder und Gewürzen, sowie ein hoher Tanningehalt charakterisieren das Geschmacksprofil der Weine ebenso wie ihr großes Alterungspotential – ein Bordeaux Rotwein sollte mindestens 10 Jahre Flaschenreife haben, bevor man ihn öffnet. Am Gaumen können Bordeauxweine mineralische Noten und eine gewisse Salzigkeit zeigen, abhängig vom Boden (Kies, Ton oder Kalkstein). Ein gereifter Bordeaux-Wein entwickelt komplexere Aromen wie Zigarrenkiste, Trüffel, Kaffee, Graphit und getrocknete Früchte.

Bordeaux Blancs Secs: unterschätzte Spitzenweißweine

Die trockenen Bordeaux Weißweine lassen sich in zwei Hauptstile gliedern: Erstens die frischen, trockenen und lebhaften Weine, die unkomplizierten Genuss bieten. Zweitens die ebenfalls trockenen, jedoch cremigen und kraftvollen Varianten, die oft im Holzfass gereift sind und durch ihre Aromatik und Lagerfähigkeit überzeugen.

Burgunder Rotwein: Inbegriff der Eleganz

Der gerbstoffarme Pinot Noir verleiht den Weinen der Bourgogne ihre legendäre Eleganz und ihren leichten Körper.  Aromen von roten Früchten wie Kirsche, Himbeere, Erdbeere und manchmal Pflaume werden durch erdige, florale sowie erdige Noten ergänzt. Burgunder Rotweine haben oft ausgeprägte mineralische Terroir-Aromen, insbesondere aus kalkhaltigen Böden. Mit der Reife bestechen die Rotweine aus Burgund den Gaumen durch komplexere Aromen wie Trüffel, getrocknete Blumen, Leder und Gewürze. Burgunderweine sind je nach Jahrgang früher zugänglich als Bordeauxweine, wobei die besten Exemplare aus Premier- und Grand Cru-Lagen ebenso von einer Reifezeit profitieren wie ihre Cousins aus Bordeaux.

Weißweine aus Burgund: Frankreichs Weltklasse-Chardonnays

Die Burgunder Weißweine überzeugen durch ihre herausragende Eleganz, Vielseitigkeit und den unverwechselbaren Ausdruck ihres Terroirs. Je nach Herkunft variieren sie stark im Stil: Von den mineralisch-frischen, präzisen Weinen aus Chablis, geprägt durch kalkreiche Böden, bis hin zu den kraftvollen, reichhaltigen Weinen der Côte de Beaune, die häufig durch eine Reifung in Eichenfässern mit Aromen von Vanille, Butter und gerösteten Mandeln ergänzt werden. Typische Aromen umfassen Zitrusfrüchte, grünen Apfel und weiße Blüten, die sich mit zunehmendem Alter zu komplexeren Nuancen wie Trockenfrüchten, Honig oder nussigen Tönen weiterentwickeln können.

3.) Die Weinbereitungsstile

Bordeaux: Rotwein-Cuvées aus dem Holzfass

Wie bereits angemerkt verschneiden die Bordelaiser Winzer in der Regel mehrere Rebsorten, um komplexe und vielschichtige Weine zu erzeugen. Der Verschnitt ermöglicht Balance und Konsistenz zwischen den Jahrgängen, da jede Rebsorte unterschiedliche Eigenschaften in den Wein einbringt. Ein weiterer wichtiger Aspekt des Bordeauxstils ist der Holzausbau und der Verwendung von neuem Holz, um kraftvolle, strukturierte Weine mit großem Alterungspotential zu schaffen.

Burgund: französischer Terroir-Wein par excellence

Die Weinbereitung im Burgund ist auf den Ausdruck des Terroirs jeder einzelnen Parzelle fokussiert. Die Winzer streben danach, die spezifischen Merkmale des Weinbergs mit minimalem Eingriff hervorzuheben. Sortenreine Weine von spezifischen Lagen betonen die Nuancen der vielfältigen Böden und Mikroklimata der Region und machen jeden Wein einzigartig. Burgunderweine sind oft eleganter, filigraner und terroirbetonter.

4.) Klima und Terroir 

Die Bordeauxregion genießt ein maritimes Klima, das vom nahegelegenen Atlantik beeinflusst wird. Das vergleichsweise warme Klima führt zu kräftigen Aromen mit reifen Früchten und tanninreicher Struktur. Auch die unterschiedlichen Böden des Bordelais, wie Kies, Ton und Kalkstein, spielen eine wichtige Rolle bei der Gestaltung des Weincharakters.

Das Burgund hingegen ist von einem kühlen, kontinentalen Klima geprägt, was die Region ideal für den Anbau von Pinot Noir macht und Weine mit einem hohen Säureanteil und dezenteren Fruchtaromen hervorbringt. Die kühleren Temperaturen und kalkhaltigen Böden verleihen den Burgunderweinen ihre charakteristische Eleganz, Mineralität und Frische.

5.) Die Klassifikationssysteme

Frankreich hat mehrere Wein-Klassifikationssysteme, die je nach Region und Qualitätsstufe unterschiedlich sind.

Bordeaux

An der Spitze der Bordelaiser Qualitätspyramide steht der Premier Cru Classé. Das berühmte Bordeaux-Klassifikationssystem von 1855 teilt die Top-Weingüter des linken Bordeauxufers (angefangen bei Château Lafite Rothschild, Château Latour, Château Mouton, Château Margaux …) in fünf Kategorien ein, die von Premier Cru bis zum 5ème Cru reichen.

Auf der gegenüberliegenden Seite des Gironde-Ufers, in Saint-Émilion, gibt es eine separate Klassifikation, die regelmäßig aktualisiert wird und die Châteaux in Premier Grand Cru Classé A und B sowie Grand Cru Classé unterteilt. 

Burgund

Die höchste Qualitätsstufe wird im Burgund durch die Klassifikation Grand Cru definiert. Im Gegensatz zu Bordeaux basiert das burgundische Klassifikationssystem auf dem Terroir und nicht auf dem Weingut. Ein Grand Cru stammt aus den besten Weinbergen und steht für außergewöhnliche Qualität und ein herausragendes Alterungspotential. Premier Cru-klassifizierte Lagen stehen knapp unter der Kategorie Grand Cru, liefern jedoch ebenfalls herausragende Qualität. In Burgund gibt es insgesamt 33 Grand Cru-Lagen, die als die besten und prestigeträchtigsten Weinberge der Region gelten. Diese Weinberge befinden sich hauptsächlich in der Côte de Nuits und der Côte de Beaune.

Abseits von Bordeaux und Burgund

Weitere wichtige Weinanbaugebiete in Frankreich

Vom Rhône-Tal bis ins Elsass, von der Loire bis hin zum südfranzösische Languedoc: Diese Weinbaugebiete sind der flüssige Beweis dafür, dass französischer Spitzen-Wein nicht gezwungenermaßen aus der Bourgogne oder dem Bordelais stammen muss.

Rhône

Vom kraftvollen Syrah aus der Nord-Rhône bis hin zur komplexen Châteauneuf-du-Pape Cuvée: Die Weine der Nord- und Süd-Rhône gehören konstant zu den topbewerteten Weinen der internationalen Weinkritik. So können sich zahlreiche Rhône-Weingüter mit der 100 Punkte-Höchstnote vom Weinpapst Robert Parker rühmen.
Côte-Rôtie, Gigondas, Vacqueyras, Saint-Joseph, Châteauneuf-du-Pape, Hermitage, Crozes-Hermitage ... Das Rhône-Tal, eines der ältesten Weinbaugebiete Frankreichs, überzeugt durch seine beeindruckende Vielfalt an Weinstilen, die auf eine reiche Geschichte und einzigartige Terroirs zurückzuführen ist.

Loire

Die Weinbaugebiete von Sancerre, Pouilly-Fumé, Saumur, Tours oder auch Vouvray bilden ein wunderbares Terroir-Mosaik, das sich durch ihre Vielfalt auszeichnet, die ihresgleichen sucht. Von der Weißwein-Ikone über den Pinot Noir-Geheimtipp bis zum Spitzen-Crémant: Die Loire kann alles. Terroir, Rebsorten, Top-Appellationen - erfahren Sie alles Wissenswerte über die Weinbauregion Loire in West-Frankreich.

Elsass

Das Elsass blickt auf eine jahrtausendealte Weinbautradition zurück. Bereits in der Antike erkannten die Römer das Potenzial der Region und brachten im Jahr 52 v. Chr. die ersten Reben ins Elsass, begünstigt durch das ideale Klima und die fruchtbaren Böden. Die strategische Lage nahe Flüssen und Grenzen förderte den florierenden Weinhandel. Trotz vieler historischer Herausforderungen entwickelten sich die elsässischen Weine zu einigen der weltweit renommiertesten Weißweine. Das außergewöhnliche Terroir inspiriert die Winzer bis heute, Weine von herausragender Qualität und beeindruckender Finesse zu schaffen.

Languedoc

Mit Fokus auf Finesse und Frische begeistern die Languedoc-Weine Weinliebhaber weltweit. Ein umfassendes Appellationssystem mit 38 Klassifikationen schützt ihre Qualität, darunter 23 AOCs, 13 regionale Bezeichnungen und 2 geschützte geografische Angaben (g.g.A.). Bedeutende Appellationen wie Coteaux du Languedoc, Pic-Saint-Loup, Terrasses du Larzac und Minervois repräsentieren die Vielfalt der Region. Wichtige Rebsorten sind Mourvèdre, Cinsault, Syrah und Grenache Noir für Rot- und Roséweine sowie Marsanne, Roussanne, Clairette Blanche und Viognier für Weißweine. Ergänzende Sorten verleihen den Weinen ihre weltweit einzigartige Identität.

7 Rotweinsorten aus Frankreich, die Sie kennen sollten

Cabernet Sauvignon, Merlot, Pinot Noir ...: Die berühmten französischen Rotweinsorten prägen die renommiertesten Weinregionen der Welt. Aber Frankreich kann auch mit unbekannteren, jedoch nicht minder faszinierenden Rebsorten aufwarten. Von der charaktervollen Tanninbombe aus Südwestfrankreich bis zur eleganten Pinot-Noir-Alternative: Vielleicht ist Ihr persönlicher französischer Rotwein-Favorit gar nicht der, den Sie immer glaubten …

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