Eleganz, Kraft und sinnlicher Genuss: Die edlen Crus der Top-Weingüter wie Angélus und Co. können mit vielen Qualitäten aufwarten ... Das am rechten Bordeaux-Ufer gelegene französische Weinbaugebiet erstreckt sich über ein wunderschönes Terroir, dessen Ruf im Laufe der Jahrhunderte stetig gewachsen ist.
Saint-Emilion: Weltklasse-Wein aus Frankreich
Ein Weinbaugebiet, zwei Appellationen
Das französische Weinbaugebiet hat die Besonderheit, dass es auf seinem Gebiet zwei Herkunftsbezeichnungen gibt: Saint-Émilion und Saint-Émilion Grand Cru. Letztere beheimatet einige der größten Rotweine des Bordelais, wie beispielsweise Châteaux Cheval Blanc, Troplong-Mondot, Angélus, Ausone, Figeac ... um nur einige zu nennen. Die 1936 gegründeten Anbaugebiete verteilen sich auf das gleiche geografische Gebiet. Mit einer Fläche von 5.400 Hektar umfassen diese Anbaugebiete die 8 Gemeinden der Juridiction de Saint-Émilion sowie einen sehr kleinen Teil der Gemeinde Libourne (Saint-Émilion, Saint-Christophe-des-Bardes, Saint-Étienne-de-Lisse, Saint-Hippolyte, Saint-Laurent-des-Combes, Saint-Pey-d'Armens, Saint-Sulpice-de-Faleyrens, Vignonet).
Die Weinberge von Saint-Émilion erstrecken sich über eine Fläche von fast 7 500 Hektar, die ein Terroir-Mosaik bedeckt und in vier kontrollierte Herkunftsbezeichnungen unterteilt, die die typischen Eigenschaften des Terroirs widerspiegeln.
Das Terroir
Lage, Klima und Rebsorten
Saint-Emilion liegt am rechten Ufer der Dordogne im Libournais und ist bei Connaisseuren und Rotwein-Liebhabern auf der ganzen Welt bekannt. Die renommierte französische Weinregion hat ihre Wurzeln in der gallo-römischen Epoche. Diese 2000 Jahre Geschichte wurden von der UNESCO sakralisiert - sie hat die mittelalterliche Stadt und ihre Weinberge zum Weltkulturerbe erklärt.
Die Böden Saint-Émilions liegen auf einem berühmten Kalksteinplateau, einer Hochküste, Halbküste, Fußküste und Ebene, die alle von Kies und Sand dominiert werden. Neben diesen geologischen Besonderheiten profitiert das Gebiet von einem gemäßigten ozeanischen Klima mit mäßigen Temperaturschwankungen.
Wie schmecken Weine aus Saint-Emilion?
Wie erkennt man einen Saint-Emilion-Rotwein bei einer Blindverkostung? Ein typischer Saint-Emilion-Wein besitzt eine pigmentreiche, tiefrote Robe mit einer kräftigen Farbe. In ihrer Jugend zeichnen sich die Rotweine durch ihre fruchtigen Aromen aus, die sich mit der Zeit zu Noten entwickeln, die an Leder und Unterholz erinnern.
Am Gaumen zeigt der Rotwein eine schöne Dichte, runde und feinst polierte Tannine. Er weist eine einzigartige Mineralität auf, die von der kalkhaltigen Identität der Côte de Saint-Émilion zeugt. Sie zeichnen sich durch einen hohen Tanningehalt und ein außergewöhnliches Lagerungspotenzial aus.
Die Rebsorten: Welche Traube wird für Saint-Emilion Wein verwendet?
Saint-Émilions werden überwiegend aus der Merlotrebe hergestellt. Die Traube verleiht den St. Emilion Aromen von roten und schwarzen Beeren, Fülle und Opulenz verleiht. Ergänzend kommen in den Blends häufig von den Bordelaiser Rotweinsorten Cabernet Franc für seine Finesse und Eleganz sowie Cabernet Sauvignon.
Königsrebe Merlot
Die Merlot-Traube verdankt ihren Namen den Amseln ("Merles" auf Französisch), die dessen Saft besonders schätzen. Erstmals kultiviert wurde die Merlotrebe im 18. Jahrhundert in Südwest-Frankreich. Im Bordelais sind heute 58% der Weinbaufläche mit der roten Traube bepflanzt - insbesondere an der Rive Droite.
Cabernet Franc ist eine sehr alte Rebsorte aus Bordeaux und ist die komplementäre Rebsorte par excellence. Das Profil dieser Rebsorte zeichnet sich durch eine frühe Reife und elegante Tannine aus. Die ist nur mäßig gefärbte Traube bringt Frische und aromatische Komplexität mit Noten von Himbeeren und Veilchen. Die kleinen Beeren ergeben polyphenolreiche Rotweine, die sich durch ihre Alterungsfähigkeit und Finesse auszeichnen.
Auch die Bordeauxrebe Cabernet Sauvignon kommt in geringerem Maße zum Einsatz. Letztere wird insbesondere für ihre Struktur und ihr hohes Alterungspotenzial geschätzt.
Prestigeträchtige Châteaux im Fokus
Château Angélus
Die edlen Tropfen des als Premier Grand Cru Classé eingestuften Weinguts Château Angélus gehören weltweit zu den bekanntesten und edelsten Saint-Emilions. Dieser Erfolg kann auf die Hingabe und den langen Besitz einer Familie zurückgeführt werden, die Respekt vor traditionellen Praktiken in Weinberg und Keller hat und dies mit technologischem Fortschritt kombiniert, so dass jeder Jahrgang zum Gipfel der Vollkommenheit wird. Mit seinen Châteaux La Fleur de Boüard und Bellevue hat sich Angélus über die Jahre zu einem Weinimperium entwickelt.
Château Pavie
Mit seinen 35 Hektar Rebfläche ist Château Pavie das größte Premier Grand Cru Classé in dem französischen Anbaugebiet. Mühsam wurde der Weinberg von Pavie über mehrere Jahrhunderte aus einzelnen Parzellen zusammengesetzt. Seit 1998 ist Gérard Perseder Eigentümer des Spitzen-Weinguts.
Château Canon
Ein weiterer Premier Grand Cru Classé ist Château Canon. Letzteres zeichnet sich vor allem durch seine Weinberge auf der südwestlichen Kalksteinterrasse von Saint-Emilion aus. Auf einer Höhe von 87 Metern über dem Meeresspiegel bieten sie optimale Kühlung für die Reben. Zudem schützen die umliegenden Steinmauern die Weinberge vor Frost, was dem Château Canon ermöglichte, in den kalten Jahren 1766 und 1956 Trauben zu ernten.
Château La Gaffelière
Auch das renommierte Château La Gaffeliere, ein Saint-Emilion Grand Cru, kann auf eine lange und ereignisreiche Weinbaugeschichte zurückblicken, die bis in die Gallo-Römische Zeitperiode zurückreicht. Château La Gaffelière wurde im Rahmen der Saint-Emilion-Klassifizierung 1959 als Premier Grand Cru Classé eingestuft.
Château La Fleur: Saint-Emilion-Geheimtipp
Das 28 Hektar umfassende Château La Fleur gilt als Geheimtipp in der Region. Die Weinherstellung von La Fleur ist hochpräzise, der Ausbau findet sowohl in neuen als auch alten Barriques statt. Bei Insidern sind die Weine des Châteaus für ihre Frucht und ihre seidigen Tannine bekannt.
Weitere Spitzen-Châteaux
Auch die prächtigen Châteaux Troplong Mondot, Beauséjour, Château La Dominique, Château Larcis Ducasse oder das Château Beau-Séjour Bécot sind hier zu nennen ... All diese Bordeaux-Weingüter sind emblematische Namen des Anbaugebietes, die sich durch die hervorragende Qualität ihrer Weine auszeichnen und die ihre Stilkonstanz mit jedem neuen Jahrgang unter Beweis stellen.
Die Saint-Emilion Klassifizierung
Im Gegensatz zu seinem kleinen (aber nicht minder gutem) Nachbarn Pomerol verfügt Saint-Emilion über seine eigene Qualitätspryramide, die sich von jener der Rive Gauche unterscheidet und in Frankreich einmalig ist. Während nämlich die Crus aus Médoc, Graves und Sauternes Gegenstand der berühmten Classement Officiel von 1855 waren, die anlässlich der Weltausstellung in Paris erstellt wurde, erfolgte die Klassifizierung der Grands Crus von Saint-Émilion erst ein Jahrhundert später - im Jahre 1955.
Die Prestigeappellation ist in drei Kategorien unterteilt. Jede Klassifizierung befindet sich unter der Schirmherrschaft des INAO (Institut National de l'Origine et de la Qualité) und wird alle 10 Jahre überprüft - die Saint-Emilion-Klassifikation ist somit entwicklungsfähig, ganz im Gegentil zu den Grands Crus Classés aus dem Médoc, die seit ihrer Kreation im dem 19. Jahrhundert fast ausnahmslos unverändert ist. Sie ermöglicht es, die hervorragende Qualität der Grands Crus zu gewährleisten, indem sie bestimmten Weingütern die Möglichkeit gibt, den begehrten Titel zu erlangen.
I2012 wurde die Klassifizierung zum letzten Mal überarbeitet. 82 Châteaux wurden ausgezeichnet. Zu den ausgezeichneten Spitzen-Weingütern gehören Château Ausone, Château Angélus, Château Cheval Blanc und Château Pavie.
Saint-Emilion Grand Cru - beste Jahrgänge
Das Jahr 2000, als der erste Jahrgang des neuen Jahrtausends, zeichnet sich durch kraftvolle, komplexe und elegante Rotweine aus und bleibt ein hervorragendes Jahr für Saint-Émilion. 2003, geprägt von großer Trockenheit, brachte körperreiche Weine mit einem mediterranen Touch hervor. Der außergewöhnliche Jahrgang 2005 ist bekannt für seine kräftigen, reichhaltigen und harmonischen Rotweine. Die Jahre 2009, 2010 und 2011 bilden eine außergewöhnliche Trilogie für die Bordeaux-Region und sind unbestritten herausragende Jahre für die französische Weinbauregion. 2012 und 2014 stachen mit ausgeglichenen, aromatischen und eleganten Weinen hervor. Der herausragende Jahrgang 2015, gefolgt von 2016, wird als einer der denkwürdigsten in die Geschichte Saint-Émilions eingehen. Trotz der historischen Frostperiode in Bordeaux im Jahr 2017, brachte dieser Jahrgang dennoch elegante und aromatische Rotweine hervor.
Das Bordelais in Zahlen
Die Weinbauregion kann mit einer einzigartigen Dichte an Spitzenweingütern aufwarten und ist eines der kulturreichsten und größten Weinbaugebiete der Welt. Mit ca. 118.000 Hektar Rebfläche und einer durchschnittlichen Jahresproduktion von 5 Millionen Hektoliter, verfügt die Weinregion Bordeaux über 60 Herkunftsbezeichnungen, darunter einige der renommiertesten und bekanntesten der internationalen Weinszene. Kaum ein anderer französischer Rotwein kann sich einer derartigen Bekanntheit erfreuen.
Wie viele Chateaux gibt es in Bordeaux?
Das Bordelais ist auch für sein ebenso einzigartiges wie komplexes Weinvertriebsystem bekannt: Mit seinen fast 7.000 Weingütern, 300 Handelshäusern und hundert Négociants (ein für Bordeaux spezifischer Weinmakler-Beruf) ist der „Place de Bordeaux“ der wichtigste Akteur bei der Vermarktung für Bordeauxweine.