Barbaresco vs Barolo: Zwei Spitzenappellationen im Vergleich
Mal tanninreich-fruchtig, mal seidig-burgundisch … Wir haben uns die Attribute der Barolo- und Barbaresco-Weine aus den beiden italienischen Weinbauregionen näher angeschaut und miteinander verglichen.
Barbaresco vs Barolo: Piemonteser Rotweine mit Weltruf
Die Weine der berühmten Appellationen im norditalienischen Piemont werden oft aufgrund ihres gemeinsamen Erbes und ihrer Hauptrebsorte, dem Nebbiolo, in einem Atemzug genannt. Aber bei allen Gemeinsamkeiten sind die italienischen Weine doch sehr unterschiedlich. Worin unterscheiden sich ein Barbaresco und ein Barolo geschmacklich? Welcher der Rotweine hat das größere Lagerungspotenzial? Und welcher Tropfen ist zugänglicher? Wir haben uns die Piemonteser Weltklasse-Rotweine näher angeschaut und miteinander verglichen. Finden Sie heraus, welcher der beiden Weine am besten zu Ihrem Gaumen passt!
Die stilbildenden Faktoren
Terroir, Boden und Klima
Wenn man die beiden Weinregionen miteinander vergleicht, sticht der Barolo häufig hervor: Er wächst in höheren Lagen, unterliegt strengeren gesetzlichen Vorschriften und hat eine längere Geschichte als sein kleiner Bruder. Das renommierte Weinbaugebiet liegt südwestlich von Alba und umfasst 11 Gemeinden. Der Boden besteht hier hauptsächlich aus Ton und Mergel, was zu der robusten Struktur und der Langlebigkeit der Weine beiträgt. Das Klima in Barolo ist etwas wärmer als in Barbaresco und erbringt gerbstoffreichere Weine als der Barbaresco.
Innerhalb des Barologebiets gibt es eine imaginäre Unterteilung: In der nördlichen Hälfte dominieren jüngere, sandige und weiche Böden, die elegante Weine mit weicheren Tanninen hervorbringen. In der südlichen Hälfte hingegen sind die Böden älter und bestehen überwiegend aus Kalkstein und Sand, was zu Weinen führt, die an Pilzaromen erinnern und würziger sowie strukturierter sind.
Die nur 20 km vom Barolo entfernte Appellation Barbaresco liegt nordöstlich von Alba und erstreckt sich über 4 Gemeinden. Der Boden in ist hier fruchtbarer als im Barologebiet, mit höheren Konzentrationen von Kalkstein und Sand, und dementsprechend eleganter kommen die Weine daher. Barbarescos zeichnen sich durch ihre feingliedrigen, weichen Tannine aus, die den Rotweinen ihre Rundheit und Eleganz verleihen.
Nebbiolo – Star-Rebsorte des Piemonts
Beide Rotweine werden aus der tanninreichen, spät reifenden Nebbiolo-Traube gekeltert, während Barolo-Wein für seine Fruchtstärke, Tanninreichtum und Kraft, und Barbaresco für seine Finesse und seidige Art geschätzt wird. Die Weine gelten als die einzigen Nebbiolos von echter Weltklasse. Versuche, Nebbiolo-Weine außerhalb des Piemonts zu erzeugen, schlugen fehl. Die Nebbiolo-Traube benötigt das spezielle, oft eisenhaltige Lehm- und Kalkterroir des Piemonts sowie das besondere Klima und den Nebel, um wirkliche große Ergebnisse zu erzeugen. Die rote Traube wird als eine der edelsten Rebsorten Italiens geschätzt. Ihre außergewöhnlich lange Reifezeit verleiht den ausdrucksstarken italienischen Rotweinen ein enormes Lagerpotenzial, was sie für Sammler erlesener Weine besonders attraktiv macht. Darüber hinaus ist der Nebbiolo ein echter Terroir-Übersetzer.
Die helle Farbe des Weins täuscht: Nebbiolo-Trauben besitzen eine sehr feine, aber äußerst tanninreiche Schale - eine Eigenschaft, die den Rotweinen ihre einzigartige Persönlichkeit und besonderen Charakter verleiht. Eindeutig kontrastiert die äußere Erscheinung mit dem Trinkerlebnis: Trotz ihrer zarten Erscheinung handelt es sich hier um gerbstoffreiche Powerweine. Man sagt, Nebbiolos sind Weine, die man entweder liebt oder hasst. Klar ist: Je nach Weinbaugebiet entstehen trotz gewisser Gemeinsamkeiten sehr unterschiedliche Weinprofile, die jeder Weinenthusiast einmal probiert haben sollte.
Alles Wissenswerte rund um die Edelrebe erfahren Sie in unserem Blog-Beitrag Nebbiolo – eine Rebsorte der Superlative.
Die unterschiedlichen Geschmacksprofile
Barolo Wein hat eine helle, ziegelrote Farbe. Die Aromen umfassen Noten von Rosen, Teer, Trüffeln, Kirschen und Lakritz. Am Gaumen zeigt sich der rote Italiener vollmundig mit hohen Tanninen und Säure, die oft Jahre der Reifung benötigen, um ihren Höhepunkt zu erreichen. Es handelt sich um einen Lagerwein in seiner ganzen Pracht, der in seiner Jugend schonmal streng schmecken kann. Die Geschmacksnoten von Barolo beinhalten dunkle Früchte, Leder, Tabak und erdige Untertöne.
Ein Barbaresco Rotwein präsentiert sich in einem ähnlichen Rotton wie der Barolo – nur ist er oft heller als Letzterer. Die Aromen von Barbaresco Wein umfassen florale Noten, insbesondere Rosen und Veilchen, sowie rote Früchte und Gewürze. Am Gaumen kommt er leichter daher als sein berühmter Cousin, mit feingliedrigen Tanninen und lebhafter Säure. Die Geschmacksnoten umfassen rote Beeren, Kräuter und Anis.
Die Reife
Ein Barbaresco muss mindestens 24 Monate reifen, davon 9 Monate im Holz. Ein Riserva hingegen muss stolze 48 Monate lang reifen. Obwohl Barbaresco ebenfalls schön altern kann, ist er im Vergleich zu Barolo in seiner Jugend zugänglicher.
Noch strenger sind die Auflagen für den Barolo: Der Rotwein muss gesetzlich mindestens 38 Monate reifen, davon 18 Monate im Holz. Bei Riserva-Weinen sind es gar 62 Monate. Barolo Rotwein ist bekannt für sein außergewöhnliches Alterungspotenzial und verbessert sich oft über Jahrzehnte hinweg.
Food-Pairing
Kulinarische Kombinationen zu Barbaresco und Barolo Rotwein
In Sachen Food-Pairing erweist sich der Barbaresco als Vielseitigkeitschampion: Der Rote harmoniert wunderbar mit leichteren Speisen wie gebratenem Geflügel, Schweinefleisch und Gerichten mit Pilzen oder Trüffeln. Seine Eleganz und feinen Tannine machen ihn vielseitig und verbessern eine breite Palette von Gerichten, ohne sie zu überlagern.
Barolos hingegen passen am besten zu reichhaltigen, herzhaften Gerichten wie geschmortem Fleisch, trüffelinfundierten Speisen und gereiftem Käse. Seine kräftige Struktur ergänzt robuste Aromen und einen hohen Fettgehalt, der die Tannine und die Säure des Weins ausgleicht.
Barbaresco vs Barolo: And the winner is…
Welcher der beiden Rotweine Ihr persönlicher Gewinner ist, hängt letztlich neben Ihrem individuellen Geschmack auch von Ihren Essgewohnheiten ab – und vielleicht auch ein wenig von Ihrer Persönlichkeit. Der fruchtstarke, gerbstoffreiche Barolo wird Weinfreunde überzeugen, die ein Faible für rote Powerweine haben – und genug Geduld mitbringen, um dem Tropfen seine Reifezeit zu gewähren, die der Lagerwein braucht, um sein volles Potenzial zu erreichen.
Der finessereichere, seidige Barbaresco hingegen überzeugt durch seine Eleganz und seine vergleichsweise frühe Zugänglichkeit. Er eignet sich also wunderbar für alle, die es etwas eiliger haben in Sachen Weingenuss und darüber hinaus Wert auf leichte Küche legen, die der rote Italiener stilvoll begleitet.
Beide italienischen Weine sind ein Zeugnis für die Kunstfertigkeit und Tradition des piemontesischen Weinbaus und spiegeln die einzigartigen Eigenschaften der Nebbiolo-Traube wider, die in ihrer Terroir-Sensibilität übrigens eine gewisse Ähnlichkeit mit einer anderen Edelrebe aufweist, dem Pinot Noir.
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